Auf dem Berge, da wehet der Wind: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die genaue Entstehungszeit des Liedes ist nicht bekannt.<ref>{{BibISBN|9783795908508|Seite=981}}</ref> Schon in [[Johann Fischart]]s Roman ''[[Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung]]'' von 1575 ist das Textfragment „[…] da wiget sie das Kind, da wehet der Wind […]“ nachzuweisen.<ref>Johann Fischart: ''Geschichtklitterung (Gargantua).'' Rauch, Düsseldorf 1963, S. 103 ({{Zeno-Werk|Literatur/M/Fischart,+Johann/Roman/Geschichtklitterung/Das+5.+Capitel|online}}).</ref>
Die genaue Entstehungszeit des Liedes ist nicht bekannt.<ref>{{BibISBN|9783795908508|Seite=981}}</ref> Schon in Johann Fischarts Roman ''Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung'' von 1575 ist das Textfragment „[…] da wiget sie das Kind, da wehet der Wind […]“ nachzuweisen.<ref>Johann Fischart: ''Geschichtklitterung (Gargantua).'' Rauch, Düsseldorf 1963, S. 103 ({{Zeno-Werk|Literatur/M/Fischart,+Johann/Roman/Geschichtklitterung/Das+5.+Capitel|online}}).</ref>


Der Dichter [[Christoph August Tiedge]] schuf vor 1807 eine weltliche Textfassung als ''Romanze'', die den Text aus dem weihnachtlichen Zusammenhang herauslöst.<ref>Christoph August Tiedge: ''Elegien und vermischte Gedichte.'' Zweites Bändchen. Renger, Halle 1807, S. 124 ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10121534_00288.html Digitalisat]).</ref>
Der Dichter Christoph August Tiedge schuf vor 1807 eine weltliche Textfassung als ''Romanze'', die den Text aus dem weihnachtlichen Zusammenhang herauslöst.<ref>Christoph August Tiedge: ''Elegien und vermischte Gedichte.'' Zweites Bändchen. Renger, Halle 1807, S. 124 ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10121534_00288.html Digitalisat]).</ref>


In ''[[Des Knaben Wunderhorn]]'' (1808) druckte [[Clemens Brentano]] eine Textfassung ab, die seine Magd Franziska Breitenstein beigetragen hatte:<ref>[[Heinz Rölleke]] (Hrsg.): ''Des Knaben Wunderhorn.'' Lesarten und Erläuterungen, Teil 3 (= Band 9,3 der Frankfurter Brentano-Ausgabe). Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-002284-9, S. 527.</ref>
In ''Des Knaben Wunderhorn'' (1808) druckte Clemens Brentano eine Textfassung ab, die seine Magd Franziska Breitenstein beigetragen hatte:<ref>Heinz Rölleke (Hrsg.): ''Des Knaben Wunderhorn.'' Lesarten und Erläuterungen, Teil 3 (= Band 9,3 der Frankfurter Brentano-Ausgabe). Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-002284-9, S. 527.</ref>
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Wiegenlied im Freien
Wiegenlied im Freien


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Und wieget ihr Kind,
Und wieget ihr Kind,
Sie wiegt es mit ihrer schneeweisen Hand,
Sie wiegt es mit ihrer schneeweisen Hand,
Dazu braucht sie kein Wiegenband.<ref>[[Achim von Arnim]], [[Clemens Brentano]] (Hrsg.): ''Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder.'' Band 3. Mohr und Zimmer, Heidelberg 1808, Anhang: Kinderlieder S. 60 ([http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/arnim_wunderhorn03_1808/?p=328 Digitalisat]).</ref>
Dazu braucht sie kein Wiegenband.<ref>Achim von Arnim, Clemens Brentano (Hrsg.): ''Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder.'' Band 3. Mohr und Zimmer, Heidelberg 1808, Anhang: Kinderlieder S. 60 ([http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/arnim_wunderhorn03_1808/?p=328 Digitalisat]).</ref>
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Eine Textfassung findet sich 1825 in den ''Münsterischen Geschichten''.<ref>[[Friedrich Arnold Steinmann]] (Hrsg.): ''Münsterische Geschichten, Sagen und Legenden: nebst einem Anhange von Volksliedern und Sprüchwörtern.'' Coppenrath, Münster 1825, S. 238 ({{Google Buch|BuchID=Ky4WAAAAYAAJ|Seite=238|Linktext=Digitalisat|Hervorhebung=}}).</ref>
Eine Textfassung findet sich 1825 in den ''Münsterischen Geschichten''.<ref>Friedrich Arnold Steinmann (Hrsg.): ''Münsterische Geschichten, Sagen und Legenden: nebst einem Anhange von Volksliedern und Sprüchwörtern.'' Coppenrath, Münster 1825, S. 238.</ref>
[[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben|Hoffmann von Fallersleben]] druckt in seinen ''Schlesischen Volksliedern'' 1842 eine ähnliche Liedfassung mit anderer Melodie.<ref>[[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben|Hoffmann von Fallersleben]], [[Ernst Heinrich Leopold Richter|Ernst Richter]]: ''Schlesische Volkslieder mit Melodien''. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1842, S. 321 ({{Google Buch|BuchID=Y3VcAAAAcAAJ|Seite =321|Linktext = Volltext}}).</ref>
Hoffmann von Fallersleben druckt in seinen ''Schlesischen Volksliedern'' 1842 eine ähnliche Liedfassung mit anderer Melodie.<ref>[[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben|Hoffmann von Fallersleben]], [[Ernst Heinrich Leopold Richter|Ernst Richter]]: ''Schlesische Volkslieder mit Melodien''. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1842, S. 321.</ref>


Die älteren Textquellen umfassen nur den ersten, erzählenden Teil des Liedes. Die zweite Hälfte, die aus einem kurzen Zwiegespräch zwischen Maria und Josef besteht, findet sich in ähnlicher Form in [[Krippenspiel]]en aus [[Łagiewniki|Schlaupitz]] und [[Habelschwerdt]] in der [[Grafschaft Glatz]].<ref>[[Karl Weinhold (Mediävist)|Karl Weinhold]]: ''Weinacht-Spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. Mit Einleitungen und Erläuterungen.'' Leuschner & Lubensky, Graz 1870, S. 106 u. 113 ({{Google Buch|BuchID=JGMCAAAAQAAJ|Seite=106|Linktext=Volltext|Hervorhebung="Ach Joseph lieber Joseph mein"}})</ref>
Die älteren Textquellen umfassen nur den ersten, erzählenden Teil des Liedes. Die zweite Hälfte, die aus einem kurzen Zwiegespräch zwischen Maria und Josef besteht, findet sich in ähnlicher Form in Krippenspielen aus Schlaupitz und Habelschwerdt in der Grafschaft Glatz.<ref>Karl Weinhold: ''Weinacht-Spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien. Mit Einleitungen und Erläuterungen.'' Leuschner & Lubensky, Graz 1870, S. 106 u. 113.</ref>


Die heute übliche Fassung wurde 1841 von [[Ludwig Erk]] und [[Wilhelm Irmer]] im 6. Heft der ''Deutschen Volkslieder'' gedruckt.<ref name="Erk-Irmer">[[Ludwig Erk]], Wilhelm Irmer (Hrsg.): ''Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen.'' Sechstes Heft. Plahn'sche Buchhandlung, Berlin 1841, S. 68 ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11160612_00069.html Digitalisat]).</ref> Der Text in [[Schlesisch (deutscher Dialekt)|schlesischer]] Mundart findet sich ferner mit der Herkunftsangabe „aus der Gegend von [[Landkreis Reichenbach (Eulengebirge)|Reichenbach]]“ bei [[Johannes Matthias Firmenich]] 1846.<ref>Johannes Matthias Firmenich: ''Germaniens Völkerstimmen: Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern, u.s.w.'' Zweiter Band. Friedberg & Mode, Berlin 1846, S. 348 ({{Google Buch  | BuchID  = jhRfAAAAcAAJ|Band=1|Seite=344| Linktext = Volltext| Hervorhebung ="Uf'm Berga, da giht dar Wind"}}).</ref> [[Franz Magnus Böhme]] druckt es 1897 in ''Deutsches Kinderlied und Kinderspiel'' nach.<ref>Franz Magnus Böhme: ''Deutsches Kinderlied und Kinderspiel: Volksüberlieferungen aus allen Landen deutscher Zunge.'' Breitkopf und Härtel, Leipzig 1897, S. 37 ([http://archive.org/stream/DeutschesKinderliedUndKinderspiel#page/n113/mode/2up Digitalisat] bei archive.org).</ref>
Die heute übliche Fassung wurde 1841 von Ludwig Erk und Wilhelm Irmer im 6. Heft der ''Deutschen Volkslieder'' gedruckt.<ref name="Erk-Irmer">[[Ludwig Erk]], Wilhelm Irmer (Hrsg.): ''Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen.'' Sechstes Heft. Plahn'sche Buchhandlung, Berlin 1841, S. 68 ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11160612_00069.html Digitalisat]).</ref> Der Text in schlesischer Mundart findet sich ferner mit der Herkunftsangabe „aus der Gegend von Reichenbach“ bei Johannes Matthias Firmenich 1846.<ref>Johannes Matthias Firmenich: ''Germaniens Völkerstimmen: Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern, u.s.w.'' Zweiter Band. Friedberg & Mode, Berlin 1846, S. 348.</ref> [[Franz Magnus Böhme]] druckt es 1897 in ''Deutsches Kinderlied und Kinderspiel'' nach.<ref>Franz Magnus Böhme: ''Deutsches Kinderlied und Kinderspiel: Volksüberlieferungen aus allen Landen deutscher Zunge.'' Breitkopf und Härtel, Leipzig 1897, S. 37 ([http://archive.org/stream/DeutschesKinderliedUndKinderspiel#page/n113/mode/2up Digitalisat] bei archive.org).</ref>


Zur Verbreitung des Liedes trug auch die Aufnahme in den ''[[Der Zupfgeigenhansl|Zupfgeigenhansl]]'' (ab 1908)<ref>[[Hans Breuer (Jugendbewegung)|Hans Breuer]] (Hrsg.): ''[[Der Zupfgeigenhansl]].'' 90. Auflage. Friedrich Hofmeister, Leipzig 1920, S. 99 ([http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/2065574 Digitalisat]).</ref> und das ''[[Volksliederbuch für Männerchor|Kaiserliederbuch]]'' bei.
Zur Verbreitung des Liedes trug auch die Aufnahme in den ''[[Zupfgeigenhansl]]'' (ab 1908)<ref>Hans Breuer (Hrsg.): ''Der Zupfgeigenhansl.'' 90. Auflage. Friedrich Hofmeister, Leipzig 1920, S. 99 ([http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/2065574 Digitalisat]).</ref> und das ''Kaiserliederbuch'' bei.




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== Schlesischer Text ==
! schlesisch<ref name="Erk-Irmer" /> || hochdeutsch
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Uf’m Berga, da giht dar Wind,
Uf’m Berga, da giht dar Wind,
da wiegt de Maria ihr Kind
da wiegt de Maria ihr Kind
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„Schum, schei, schum, schei.“
„Schum, schei, schum, schei.“
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Auf dem Berge da wehet der Wind,
da wieget Maria ihr Kind,
sie wiegt es mit ihrer schneeweisen Hand,
sie hat dazu kein Wiegenband.
„Ach, Joseph, liebster Joseph mein,
ach, hilf mir wiegen mein Kindelein!“
„Wie soll ich dir denn dein Kindlein wiegen?
Ich kann ja kaum selber die Finger biegen.“
Schum, schei, schum, schei.
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|}


== Literatur ==
== Literatur ==
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