Maßabweichungen bei neuen Planen

 
Wo kommen die unterschiedlichen Maße her?

Kohte und Jurte werden aus Baumwollstoffen gefertigt. Diese Materialwahl bietet vor allem Vorteile bei der Robustheit, Feuerfestigkeit und Atmungsaktivität. Jedoch unterliegt das Naturprodukt gewissen Toleranzen, welche in der Fertigung nur zum Teil berücksichtigt und ausgeglichen werden können.

Üblicherweise geben die Hersteller eine mögliche Maßabweichung von 2% an. Die Restschrumpfung der Baumwolle liegt in der Praxis bei 1 - 1,5%. Die Ursache hierfür ist, dass das Baumwollgewebe in Kettrichtung (Laufrichtung) stets einem natürlichen Schrumpfungsprozess unterworfen ist. Deswegen wird der Stoff bereits bei der Ausrüstung entsprechend vorbehandelt.

Ebenso werden beim Zuschnitt eventuelle Schrumpfungen in Kettrichtung durch maßliche Zugaben berücksichtigt. Üblich ist auch, Stofflagen vor dem Zuschnitt über Nacht nachschrumpfen zu lassen.

Immer zu berücksichtigen ist jedoch auch, dass je nach Herkunft und Ernte der Baumwollfasern keine exakte Vorhersage möglich ist, wie sich das fertige Produkt verhält. Deswegen werden die Planen trotz allem Ungenauigkeiten von bis zu 2% aufweisen können.

Bei einer Viereckzeltbahn mit einer Höhe von 165 cm können dies also +/- 3,3 cm sein. Die Plane könnte also ebenso das Maß von 161,7 cm als auch 168,3 cm haben.

Besonders ärgerlich wäre dies beim Versuch zwei Planen zu verbinden, bei denen die eine maximal zu klein, die andere maximal zu groß ist. Beim letzten Knopf zum Knüpfen wären dies schon über 6 cm Differenz.

Welchen Einfluss hat die Nutzung?

Ein weiterer wichtiger Einfluss auf die Passgenauigkeit der Planen hat das Alter, bzw. die Nutzung. Gerade wenn die Planen für größere Konstruktionen verwendet werden, bei denen große Kräfte wirken, kann der Stoff durch den Verzug deutlich aus der Form gebracht werden.

Glücklicherweise ist eine Plane aus Baumwolle jedoch wiederum sehr duldsam bei den einwirkenden Kräften und meist können solche Unterschiede gut ausgeglichen werden. Nach unseren Erfahrungen gibt es hier lediglich bei älteren Folienfenstern Probleme, da sich die transparenten Zeltfenster völlig anders als die Baumwolle verhalten.

Warum also gibt es Planen, welche an der einen Seite nur 157 cm oder 202 cm haben?

Die Seitenwände haben in der Produktion immer 165 bzw. 209 cm in der Höhe mit einer Toleranz von +/- 2%, was schon mal 4 cm in jede Richtung entspricht, also sich eine hohe Seitenwand zwischen 205 und 213 cm bewegen kann. Das ist der Naturfaser der Baumwolle geschuldet, hier verhält sich jede Charge leider anders.

Hinzu kommt nun der Umstand, dass Zeltplanen bei unterschiedlichen Witterungen arbeiten. Alleine die unterschiedlichen Tag und Nachtfeuchtigkeiten führen zu einem Krumpfen der Planen. Sprich, wenn der Stoff feuchter ist, dehnt sich die Faser in der Dicke und wird damit kürzer. Die Plane will sich in alle Richtungen zusammenziehen, in der Vertikalen etwas stärker als in der Horizontalen. Trocknet die Plane kehrt sich dies wieder um, aber meist nur dann, wenn auch Zug in die entsprechende Richtung ist.

Bei einer Jurte sind die Planen meist in der Horizontalen gespannt, der Umfang einer Jurte ist durch Abspannungen und Seitenstangen fest vorgegeben (und manche Gruppen spannen hier sogar ein wenig mehr, als den Planen gut tut).

Werden die Planen nun nachts oder bei Regen feucht, können sie nur in der Senkrechten schrumpfen. Je nach Zug in der Waagerechten sind das auch schon mal 10 cm. Werden die Planen nach unten abgespannt findet der Prozess auch statt, jedoch nicht so ausgeprägt.

Ältere und neuere Planen können also unterschiedliche Maße haben, auch wenn diese seit Jahrzehnten mit den gleichen Schablonen gefertigt werden.

Was hilft nun aber bei unterschiedlichen Maßen?

Das beste ist, bei Zusammenknüpfen alle Planen etwas lockerer zu lassen, diese zusammen zu knüpfen und erst dann abzuspannen. Bis auf den einen oder anderen Faltenwurf passt alles zusammen und mit der Zeit passen sich die Planen einander wieder an. Stoff ist geduldig.

Sprich, das sind Gegebenheiten, die einem modularen System aus Baumwolle geschuldet sind. Bei einem Zelt am Stück oder bei einer Jurte, die in allen Bestandteilen gleich alt ist und immer nur zusammen verwendet wird, fällt dies gar nicht weiter auf. Ausser, das feste Holzstangen über die Jahre anzupassen sind, wenn die Seitenwände kürzer werden.

Fazit

Mehrere Faktoren (Toleranzen, Nutzung, Webrichtung) führen zu solch unterschiedlichen Maßen. Beim Aufbau gibt sich dies jedoch meist wieder und letztendlich passt doch alles irgendwie zusammen.

Bemerkung

Die hier genannten Maßangaben beziehen sich auch die Marke Tortuga. Bei der Schlaufenjurte der Marke Seegler sind diese abweichend, es gilt jedoch die gleiche Tendenz.