Foto: Karl Ukrawetz [1] (veröffentlicht unter Creative Commons [2] )
Kohten und Jurten gehören zu den wenigen Zelten, in denen du recht einfach und sicher Feuer machen kannst. Eigentlich kein Wunder, liegen ihre Ursprünge und Vorbilder doch bei den nordischen, bzw. mongolischen Nomaden, denen diese Zelte und die Feuerstelle darin eine Heimat war (und ist).
In der samischen Kultur bedeutet das Feuer im Zelt schlicht und einfach Sicherheit vor der tödlichen Kälte. Es ist der Mittelpunkt des familiären Lebens, Ess-, Koch- und Arbeitsplatz. Über viele hundert Jahre wusste der Mensch die Naturgewalt des Feuer zu beherrschen, insbesondere aber auch zu respektieren. Vielleicht liegt uns die Kunst im Umgang mit diesem Element nicht mehr so sehr im Blut, so dass wir vorsichtig werden, wenn wir an ein Feuer im Zelt denken, dabei ist es recht einfach und sicher, wenn wir ein paar wichtige Grundregeln beherzigen.
Lass das Feuer in der Jurte nie ohne Aufsicht brennen. Ein Feuer (auch eines im Freien) braucht Tag und Nacht eine Feuerwache.
Halte dein Feuer so klein wie möglich. Um eine Kohte oder Jurte anzuwärmen oder auch darin zu kochen braucht es kein großes Feuer. Ein Feuer mit 30 bis 40 cm im Durchmesser ist hier völlig ausreichend.
Halte brennbare Gegenstände (insbesondere Schlafsäcke in sicherer Entfernung vom Feuer. Denke auch an den Funkenflug bei plötzlichen Windstößen oder springende Glutpunkte (die schaffen es auch mal quer durch die ganze Jurte zu hüpfen).
Halte einen Topf voll Wasser oder zumindest eine Decke gegen kleine Entstehungsbrände bereit. Sollte doch mal etwas schief gehen kann damit oft das schlimmste verhindert werden.
Und zu guter Letzt: Lass ein Feuer nie ohne Aufsicht.
Nimmst du dir diese Punkt zu Herzen, dann kannst du auch in einer Jurte und in einer Kohte ein kleines Feuer unterhalten und so erst das ganze Gefühl dieser Zelte erfassen. Ein gutes Zelt ist ein guter Schutz gegen die Unbillen des Wetters. Eine Jurte mit einem Feuer kann für dich noch viel mehr sein...
In vielen Ländern stellt sich diese Frage erst gar nicht. Dort ist grundsätzlich vorgeschrieben, dass Zelte aus Baumwolle zusätzlich eine flammhemmende Ausrüstung des Gewebes benötigen. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass der Stoff mit Chemie so behandelt ist, dass Glimmtemperatur und Zündpunkt des Gewebes künstlich angehoben werden.
Baumwolle hat einen Glimmpunkt von 250 °C. Dies bedeutet, dass der Stoff etwa bei dieser Temperatur vorsich hin glimmt, sich jedoch noch nicht entzündet. Der Zündpunkt bei Baumwolle liegt etwa zwischen 350 bis 480 °C. Bei dieser Temperatur entzündet sich der Stoff an der Luft von selbst. Manche Quellen geben für Baumwolle sogar einen Zündpunkt von 600 °C an. Zum Vergleich: Holz entzündet sich schon bei 400 °C.
Will man nun erreichen, das sich Baumwolle noch später entzündet, so werden in der Regel bromierte Diphenylether oder organische Phosphorverbindungen eingesetzt und auf das Gewebe aufgebracht.
Was bedeutet dies nun für unsere Kohten und Jurten? Zuerst gilt, dass die Zelte durch das Material Baumwolle von Natur aus recht robust im Umgang mit Feuer sind. Baumwolle ist bis zu einem gewissen Grad unempfindlich gegen Funkenflug und wenn doch ein Funke das Dach erreicht, so glimmt sich ein kleines Loch ins Dach und erlischt wieder (Solche Löcher sind dann oft so klein, dass selbst bei starkem Regen kein Wasser eindringt).
Eine flammhemmende Ausrüstung ist aus unserer Sicht nur dort sinnvoll, wo sie auch vorgeschrieben ist. Meist gibt es entsprechende Regelungen für Märkte und Feste. Üblicherweise ist dort die Brandklasse B3 (leicht entflammbare Baustoffe) nach DIN 4102 ausgeschlossen. Noch wesentlich höhere Anforderungen werden an die Dekorationen im Zelt gestellt. Hier ist in aller Regel B1 (schwer entflammbar) vorgeschrieben.
Im normalen Alltagsgebrauch erachten wir die flammhemmende Ausrüstung von Textilien für unsere Umwelt als bedenklich. Und wenn dann wirklich mal was brennt entstehen auch noch hochgiftige Dioxine. Wir raten eher zu einem sorgsamen und respektvollen Umgang mit dem Feuer in und um dem Zelt.
Foto von Benjamin Lang [5] unter folgender Lizenz [6]
Jurte, Kohte, Tipi, Lavvu und andere Zelte, die ihren Ursprung aus dem Leben der Nomaden haben, werden seit tausenden von Jahren mit Feuer beheizt. Später haben dann Öfen Einzug in diese Zelte gehalten. Bei allen kohlenstoffhaltigen Brennstoffen besteht jedoch grundsätzlich die Gefahr einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung.
Ein Lagerfeuer in der Jurte erzeugt Rauchgase, je nach Qualität der Verbrennung entsteht dabei auch Kohlenstoffmonoxid. Dieses Gas ist etwa so schwer wie Luft und vermischt sich daher leicht mit dieser. Das Kohlenstoffmonoxid ist nicht wahrnehmbar und reichert sich in "Wolken" in der Umgebungsluft an.
Eine Jurte ist kein luftdichter Raum. Beim üblichen Gebrauch findet durch das Rauchloch ein steter Luftaustausch statt, der höhere Konzentrationen von Kohlenstoffmonoxid in der Jurte verhindert. Undichtigkeiten am Randbereich der Jurte, zwischen den Verbindungen der Planen und die Atmungsaktivität der Baumwollstoffe sorgen für einen steten Zustrom an frischer Luft, wenn die heißen Rauchgase nach oben entweichen.
Brennt das Lagerfeuer schlecht, entstehen soviel Rauchgase, dass die Nutzer auf die schlechte Verbrennung aufmerksam werden, bevor größere Anreicherungen von Kohlenstoffmonoxid entstehen können.
Das Risiko steigt jedoch mit zunehmender Dichtigkeit der Jurte. Besonders bei Schneefall sind schnell alle Luftlöcher verschlossen. Die Sauerstoffzufuhr nimmt ab, die Verbrennung wird schlechter. Rauchgase strömen nur unzuverlässig ab. Kohlenstoffmonoxid kann sich im Zelt anreichern.
Bei der Verwendung von Zeltöfen besteht ebenfalls eine nur geringe Gefahr einer Vergiftung. Werden diese Öfen korrekt betrieben, so strömen die Rauchgase durch die Rauchrohre ins Freie. Dadurch wird auch evtl. enstehendes Kohlenstoffmonoxid nach außen abgeführt.
Es ist darauf zu achten, dass entsprechend Frischluft ins Zelt und zum Ofen strömen kann. In Zeltöfen dürfen keine Briketts oder ähnliche Berennstoffe verwendet werden. Damit entwickelt ein Ofen keine ausreichende Thermik, das Kohlenstoffmonoxid einer unvollständigen Verbrennung strömt direkt aus dem Ofen und reichert sich in der Luft im Zelt. So können schnell kritische Werte erreicht werden.
Unseren ausführlichen Artikel zur Gefahr einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung findest du in unserem Wiki [7]. Dort gehen wir auch auf Grenzwerte und mögliche Maßnahmen ein.
Eine Feuer im Zelt ist etwas besonderes. Es macht das Zelt nicht nur zur Schlafgelegenheit, sondern vermittelt dir das Gefühl von Heimat. Aber was ist mit dem Brandloch in der Grasnarbe, wenn du weiterziehst? Ist das fair gegenüber dem Platz, der dich die Nacht über geborgen hat und der dir so gut gefallen hat?
Die einschlägigen Pfadfinderhandbücher schlagen oft vor, einfach die Grasnarbe abzuheben und hinterher wieder einzusetzen. Beim Kanufahren auf weitläufigen Kuhwiesen machen wir das auch immer wieder. Manches Mal schon seit Jahrzehnten und keine einzige Feuerstelle kannst im Jahr darauf noch entdecken.
Aus unserer Sicht lässt sich dies nur auf sehr fruchtbaren Wiesen rechtfertigen, die sich ohne weiteres von dem Eingriff erholen. Auf kargen Böden wird ein Loch im Boden immer als solches zu erkennen sein, weil du das gewachsene Gefüge zerstörst. Im schlimmsten Fall kann hier die Erosion ansetzen und weitläufige Veränderungen bewirken.
Was also tun? Eine Feuerschale verwenden? Oder gar eine Feuertonne? Wer will das schon immer mit sich herumschleppen? Die einfachste Lösung ist die Feuerstelle auf den Boden aufzusetzen und wieder weg zu räumen. Es braucht nur genügend Isolation von Sand und Erde, damit der Grasnarbe darunter nichts passiert.
Wir suchen immer nach etwas Naturmaterial, welches überall zu finden ist. In dem Fall waren es lose herumliegende Steine, die wir als Umfassung und Unterlage für die Feuerstelle verwendet haben.
Darauf kommt eine Lage Sand, Erde, Lehm (zum Beispiel von den umliegenden Maulwurfshügeln) von mindestens 15 cm, besser 20 cm Höhe. Das isoliert nach unten und hat zudem den Vorteil, dass deine Feuerstelle besser zieht, wenn sie etwas erhöht in der Jurte oder der Kohte liegt.
Die Kür wäre noch eine alte Plane unter dem ganzen Gebilde und du könntest am Tag darauf deine Feuerstelle wie von Zauberhand verschwinden lassen. Dein freundlicher Bauer würde nur noch etwas gedrücktes Gras vorfinden, welches sich im Laufe des Tages wieder aufstellt.
Mit dem richtigen Holz, lässt sich mit dem Feuerstab [12] sehr einfach ein Feuer entfachen. Der Kienspan, hier im Video auch Fatwood genannt ist ein sehr harzreiches Holz. Früher wurde dies für einfach Fackeln verwendet, denn ein Kienspan brennt sehr ausgiebig und lange.
Das Video mag am anfang etwas lang erscheinen, aber wenn du am Ende siehst, wie leicht sich der Kienspan [13] entzündet wirst du überrascht sein!
Ein Kienspan [16] ist eine feine Sache. Du findest diesen vorwiegend in alten Stümpfen von Schwarzkiefern. Noch harziger und fast bekannter sind die sogenannten Mayasticks aus den Plantagen Mexicos.
Ein Kienspan entsteht, wenn die Kifer gefällt wird und der Stumpf samt Wurzel im Boden verbleibt. Das Holz reichert sich mit unheimlich viel Harz an. Und damit kannst du dann sehr einfach Feuer machen.
Dazu brauchst du einfach ein Messer, einen Feuerstab und eine geringe Menge von dem Kienholz (Mayastick oder Mayadust). Davon schabst du mit dem Messer einige feine Späne ab und machst dir mit Messer und Feuerstab ein paar Funken.
Mit etwas Geschick klappt das schon beim ersten Mal und du brauchst nun nur noch die brennenden Späne in deine vorbereitete Feuerstelle geben.
Versuche es einfach selbst. Ein Messer wirst du haben, den Kienspan und Feuerstab findest du bei uns [17].
Links
[1] http://www.flickr.com/photos/karl_ukrawetz/
[2] http://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/deed.de
[3] https://jurtenland.eu/category/tagsfeuer
[4] https://jurtenland.eu/category/tagssicherheit
[5] http://www.flickr.com/photos/bennil
[6] http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/
[7] http://www.jurtenland.de/wiki/index.php?title=Kohlenstoffmonoxidvergiftung
[8] https://jurtenland.eu/category/tagsjurte
[9] https://jurtenland.eu/category/tagskohlenmonoxid
[10] https://jurtenland.eu/category/tagskohlenstoffmonoxid
[11] https://jurtenland.eu/files/survival-tipps-und-tricks-fatwoodkienspan
[12] http://www.jurtenland.de/shop/Feuerstab
[13] http://de.wikipedia.org/wiki/Kienspan
[14] https://jurtenland.eu/category/tags/kienspan
[15] https://jurtenland.eu/category/tags/fatwood
[16] http://www.jurtenland.de/shop/MayaSticks-Kienholz
[17] http://www.jurtenland.de/shop/Feuerzeug
[18] https://jurtenland.eu/category/tags/mayastick