Vorsicht Billigware

Billig-Kohte aus Fernost

Aus der Ferne sieht sie aus wie eine Kohte. Die Kopie, die derzeit im Umlauf ist, hält jedoch nicht, was sie verspricht. Wir haben die Kohte mit der gebräuchlichen Ware verglichen, einen Aufbautest gemacht und die Wasserdichtigkeit geprüft.

Die Details zu diesen Tests findest du hier:
Wie unterscheidet sich die Billig-Kohte vom Original?
Kann die Billig-Kohte aufgebaut werden?
Ist die Billig-Kohte wasserdicht?

Diskutiert wird die Kopie aus Fernost auch in folgenden Fäden des Pfadfindertreffpunkts:
Aktion Kohte aus Fernost
Kohten zum Dumpingpreis bei Ebay
Wasserdicht? Ein Nachtrag zur Kohte aus Fernost

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die angebotene Kohte (zumindest die, die uns zum Test zu Verfügung stand) aus sehr minderwertigem Material besteht, unsauber verarbeitet ist und durch fehlerhafte Maße nicht regensicher aufgebaut werden kann.

Der ursprüngliche Anbieter hatte die Kohten bei Ebay ab einem Euro eingstellt. Die Erlöse lagen um die 80 bis 200 Euro.

Urheberrechte interessieren nicht!

Sehr ungenau halten es die inzwischen verschiedenen Anbieter auch mit den Urheberrechten. Die dargestellten Angebote scheinen Publikationen anderer Anbieter angelehnt zu sein. In der ursprünglichen Version sind Texte von Fahrten & Freizeitbedarf GmbH, Troll und Zeltstadt verarbeitet. Eine Reaktion auf die Forderung, dies zu unterlassen kam laut Aussage lvon Fahrten & Freizeit und Troll eider nichts zurück.

Inzwischen erscheinen die Billig-Kohten mittlerweile mit einer leicht veränderten Version. In dieser sind allerdings die Texte von Troll und Zeltstadt immer noch enthalten.

Können wir andere warnen?

Auktionsplattformen sind vielbesucht und es werden immer mehr Schritte unternommen, um die Kommunikation der Mitglieder untereinander zu erschweren. Und ist ein Angebot erstmal abgegeben, dann ist es verbindlich. Auch wenn einem Kunden in dem Fall ein Widerrufsrecht zusteht.
Eine kreative Möglichkeit hat ein Pfadfinder und Mitglied von Ebay gefunden. Der beste Weg dürfte allerdings sein, die entsprechenden Infos unter Pfadfindern, Wandervögeln, Jugendgruppen usw. zu verbreiten.

Dafür dürft ihr auch die Infos, Texte und Bilder aus unseren Artikeln verwenden oder verlinken. Über einen Hinweis auf die Quelle freuen wir uns natürlich, ist jedoch nicht zwingend, wenn z.B. die Interessen unserer Mitbewerber dem entgegenstehen. Hier ist uns die Sache als solche wichtiger, als günstige Werbung zu bekommen.

Wie geht es weiter?

Dieser Artikel soll der Zusammenfassung dienen und wird bei Bedarf ergänzt. Habt ihr also zusätzliche Informationen, so könnt ihr uns diese gerne zukommen lassen, wir arbeiten diese entsprechend ein.

Darstellung bei Ebay

Die Kohten werden mittels einer sehr ausführlich dargestellten Auktion bei Ebay vertrieben. Dieses setzt sich aus verschiedenen Fragmenten zusammen, welche stark den Anleitungen und Zeichnungen bekannter Händler und Hersteller ähneln.

Ob die Angaben hinsichtlich der Qualität zutreffend sind, wird von unserer Seite sehr bezweifelt. Siehe dazu auch bei unseren Tests.

Das Zelt wird als "Kohte - Schwarzzelt" beworben. Die meisten der angebotenen Planen sind olivgrün. Dies ist dann auch benannt, aber im Produktbild bei Ebay steht immer noch "Schwarzzelt". Gleich daneben ist eine kleine Kohtengrafik eingebaut, die wohl entsprechend der Aufbauanleitung der Fahrten- und Freizeit GmbH nachgezeichnet wurde. Die Graphik ist im obersten Bild gleich zweimal verwendet.

Darunter befinden sich sechs Schlagpunkt, wobei gleich der zweit in Zweifel gezogen werden muss. Das Anbieter wirbt mit einem "hochwertigen Baumwollstoff (300 g/m²)". Wir haben maximal 270 g/m² nachgemessen. Der fünfte Schlagpunkt verspricht "wasserdichte Top-Qualität". Dies haben wir in unserem Artikel über die Wasserdichtigkeit deutlich in Frage gestellt. Bereits der erste Schluck Wasser läuft fast ungehindert durch die Plane!

Bereits die nächste Grafik ist der von der Aufbauanleitung von Troll inspiriert. Es geht um die Einrichtung der Kohte. Troll stellt dies als einfach Zeichnung so dar:

Kohteneinrichtung bei Troll

Der Anbieter der Kohte bei Ebay nimmt eine eigene Graphik, aber man könnte meinen, dass Trolls Zeichnung Pate stand.

Hier siehst du die fehlenden Unterschiede

Auch beim Text lässt sich der Anbieter von Troll inspirieren und übernimmt Trolls Worte gleich in vier kompletten Absätzen:

"Schlaf-/Wohnbereich einrichten. Der Schlaf-/Wohnbereich wird mit wasserundurchlässigen Planen abgedeckt, z.B. mit Regen-Ponchos. Darauf kommen eine Wärmeisolierung, z. B. Felle oder Liegeunterlagen. Dann werden die Rucksäcke und die Schlaftsäcke wie in der Graphik in die Kohte gelegt..."

Die beiden Quellen zum Vergleich sind Troll und das Ebay-Angebot.

Weiter geht es mit "Das Wort „Kohte“ ist sehr alt und stammt bereits aus der finnisch-ugrischen Ursprache. Die heute im deutschsprachigen Raum bekannte Kohte stammt...".Diese nicht markierte Zitat findet sich im Original im Prospekt der Firma Protect bzw. inzwischen der Firma Technolen, Hersteller der Marke Stromeyer, auf Seite 4.

Es folgt ein sehr langer Absatz, der die Aufbauanleitung der Fahrten- und Freizeit GmbH fast bis ins Detail kopiert und lediglich einige Abschnitte auslässt. Auch die Graphiken sind nahezu identisch nachgezeichnet. Siehe hier , hier , hier und hier. die Pflegetipps sind derselben Anleitung entnommen.

Der Satz "Beim aller ersten Gebrauch kann es bei einem starken Regen vorkommen, dass ganz leicht Wasser durchsprüht. Auch die vorhandene Imprägnierung kann dies nicht ganz verhindern" bekommt hier eine ganz neue Qualität. Nach unserem Test des verwendeten Stoffes zweifeln wir völlig daran, ob die Planen überhaupt einen Regenschutz bieten können.

Es folgt noch einmal die vertraute Graphik mit der Einrichtung der Kohte. Beim Lieferumfang wird insbesondere noch einmal eine umweltfreundliche Imprägnierung hervorgehoben sowie die fragliche Grammatur des Stoffes (300g/m²) angegeben.

Hier haben wir das Gewicht der Kohtenabdeckplane entsprechend nachgemessen. Umgerechnet auf einen Quadratmeter ergibt sich hier ein Stoffgewicht von nur 270 g/m².

 

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Das Drama beim Aufbau der Billig-Kohte aus Fernost

Nichts passt bei der Kohte aus Fernost

Um es gleich vorweg zu sagen: Beim Aufbau der Kohte aus Fernost wurden leider unsere schlimmsten Befürchtungen bei weitem übertroffen. Und es lässt sich auch prima auf den Nenner bringen, was die billige Kohte daran hindert eine Kohte zu sein. Es passt nichts! 

Versatz bei den Kohtenbahnen aus Fernost

Die Kohtenbahnen haben einen deutlichen Versatz gegeneinander. Zumindest bei drei von vier Übergängen. Das macht den Aufbau schon mal schwer, würde sich vielleicht aber noch verschmerzen lassen, wenn dadurch ein dichtes Zelt entstehen würde.

Schlaufen passen nicht

Aber auch die Schlaufen passen nicht zu den Ösen. Oder umgekehrt. Ohne Regelmäßigkeit scheinen die Ösen an beliebigen Stellen eingeschlagen zu sein. Die Schlaufen selbst sind immerhin meist gleich lang. Es passt halt nicht. 

Knebel passen nicht

Auch die wenigsten Knebel können geschlossen werden. An den Ecken gleich gar nicht, weder oben noch unten an der Kohtenbahn sind die zu kleinen Schlaufen und die Miniknebel sinnsoll angeordnet. 

Knebel passen nicht

Auch die Knebel in der Mitte haben einen deutlichen Versatz in der Höhe zu der zugehörigen Schlaufe. Die Regenleist kann also nicht geschlossen werden. 

Knebel passen nicht

Und wenn dann doch der statisitische Zufall einmal für die richtige Höhe sorgt, so passt es denn immer noch nicht, ohne den Stoff deutlich zu raffen... 

Richtige Löcher entstehen

Es entstehen also Löcher in der Verbindung, die nichtmal mit der Regenleiste kaschiert werden können. 

Nicht nur ein Loch

Und das nicht nur an wenigen Stellen, sondern bei fast allen Verbindungen. 

Ausblick von innen

Von innen sehen die luftigen Übergänge gleich noch beeindruckender aus. Ob es da wohl ein trockenes Plätzchen in der Kohte gibt? 

von innen

So sehen dann noch die harmloseren Unpässlichkeiten aus. Auch nicht schön, aber wenigstens nicht noch ein Trichter, der das Wasser nach innen leitet. 

kein UV-Schutz

Dunkel wird es in der Kohte übrigens auch nicht. Wie man sieht solltest du an einem sonnigen Tag den Sonnenschutz in der Kohte nicht vergessen. Durch den lichten, grobmaschigen Stoff kommt die Sonne fast ungebremst hindurch. Bleibt die Frage, was wohl der Regen zu dieser luftigen Barriere sagt?

Unser Fazit ist:

Auch wenn man durchaus mal ein günstiges Schnäppchen machen darf und auch ein Iglu-Zelt aus dem Dicounter für 10 Euro einen für das Wochenende vor Regen bewahren kann, so ist die gezeigte Kohte leider völlig untauglich. Nicht nur, dass minderwertige Ware verwendet wurde, sie ist auch noch völlig desolat verarbeitet und kann nicht einmal richtig aufgebaut werden.

 

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Imprägniert? Wasserdicht?

keine 20 mm Wassersäule

Schon in der Werbung steht, der erste Regen würde noch leicht durch die Plane hindurchsprühen. Das wollen wir dann doch genauer wissen. Immerhin ist auch angegeben, dass der Stoff imprägniert wäre. Bei Zeltstoffen wird die Dichtigkeit des Gewebes als Wassersäule angegeben.

Bei Baumwollzelten ist dies üblicherweise eine Wassersäule von 300 bis 400 mm. Und das ist auch völlig ausreichend, denn dies bedeutet, dass mehr als 30 cm Wasser auf der Plane stehen kann, bevor die ersten Tropfen durchdrücken. Baumwolle als natürlicher Rohstoff hat die Fähigkeit zu quellen, wenn sie feucht wird. Das dichtet zusätzlich ab.

Bei synthetischen Stoffen, die nicht quellen können muss die Wassersäule ein vielfaches höher sein, um in der Praxis die gleiche Wasserdichtigkeit zu erreichen. Moderne Zelte haben Wassersäulen von 5.000 oder gar 10.000 mm. Jetzt wollen wir jedoch wissen, was der Stoff aus Fernost aushält.

Versuchsaufbau Wassersäule

Unser Versuchsaufbau ist einfach. Eine Röhre über der Badewanne wird mit dem Stoff der mitgelieferten Abdeckplane verschlossen. Oben haben wir vor, nach und nach mehr Wasser einzufüllen, unten dann den ersten Tropfen fotographieren. Es ist 19:41 Uhr und noch sind Röhre und Stoff trocken. Wir haben noch kein Wasser eingefüllt.

Schon undicht

19:42 Uhr geben wir den ersten Schluck Wasser in die Röhre, etwa 1,5 cm (15 mm) und noch bevor wir unten schauen können läuft das Wasser bereits durch den Stoff in die Wanne. Halt, so schnell sollte das doch nicht gehen.

Es läuft einfach durch

Und es ist immer noch 19:42 Uhr. All unser Wasser ist in weniger als 30 Sekunden durch die Plane abgeflossen. Und das bei einem Wasserstand von weniger als 20 mm. Wir haben dem Stoff schon wenig zugetraut, aber dass das Ergebnis so niederschmetternd ausfällt hätten wir uns dann doch nicht gedacht.

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen normalen Bekleidungsstoff handelt, der kaum behandelt ist. Ein weiterer Test ergibt, dass auf der einen Seites des Stoffes einzelne Wassertropfen noch abperlen. Auf der anderen Seite jedoch werden sie sofort beim Berühren des Gewebes aufgesogen.

Wer traut sich, dies in aufgebauten Zustand mal in einer regnerischen Nacht unter realen Bedingungen zu testen? 

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Kopie aus Fernost

Kohte Fernost

Es ist letztendlich nur eine Frage der Zeit, bis gute Produkte billige Nachahmer finden. Vor kurzem hat es nun die Kohte erwischt. In einem bekannten Auktionshaus tauchen Kohten ab 1 Euro auf. Viele ahnen ein Schnäppchen und bieten zwischen 80 und 200 Euro für eine solche Kohte aus vier Blättern und einer Abdeckplane.

Einer der Käufer hat uns freundlicherweise seine frisch ersteigerte Kohte zum Test zu Verfügung gestellt. Gleich beim ersten Griff spürt man auch den Unterschied. Wo die bekannten Kohten aus dem Stoff der Firma TenCate in den Niederlanden sich bockig, hart und schwer anfühlt, fällt die Kopie aus Fernost sehr locker und auch das Gewicht scheint deutlich leichter.

Deswegen greifen wir erstmal zum Maßband und vergleichen die Größe der Kohtenblätter. Bei gleicher Basis ist die Kohte aus Fernost um etwa 30 cm kürzer und nach oben hin auch deutlich schmäler. Aber nicht nur das wirkt sich auf das Gewicht des Kohtenblattes aus. Der Stoff wurde beworben als 100% Baumwolle mit mindestens 300 g/m². Wir wiegen jedoch lediglich 270 g/m².

Gegen das Licht wirkt der leichte Stoff auch recht durchlässig. Bei Regen muss das erstmal nicht von Nachteil sein, denn Baumwolle quillt bei Feuchtigkeit und schliesst die Poren. Aber der deutsche Lieferant spricht in der Artikelbeschreibung ausdrücklich schon davon, dass es beim ersten Regen hereinsprühen könnte.

Einfache Verarbeitung

Ein weiterer Grund, warum die Plane leichter ist, liegt daran, dass ausser den Säumen kaum Verstärkungen eingenäht sind. Beim Vergleichsblatt von Tortuga sind die beanspruchten Ecken mit zusätzlichen Stofflagen verstärkt und ausgesteift. Die Kohte aus Fernost verzichtet völlig auf diese Details.

Unterschiede im Detail

Große Unterschiede finden sich schliesslich, wenn wir beide Kohten im Detail vergleichen. Die graue (oliv, militärgrün) Kohte ist in allem etwas einfacher gehalten, die Nähte sind nicht immer gerade, die Schlaufen eher billige Schnürsenkel und nicht immer gleich lang. aber auch der Stoff ist im Gegensatz zu dem Gewebe von TenCate sehr groß gewebt. Auch das ist auf dem Bild deutlich zu sehen.

Knebel und Ösen

Welten liegen zwischen den Knebeln, welche die Regenleiste dicht halten sollen. Bei Tortuga ist es ein handfesten Holzknebel an einer UV-beständigen Polypropylen-Flechtschnur. Bei der billigeren Variante ein Miniteil aus Plastik, an einer sehr lockeren und einfach angenähten Flechtschnur (woraus auch immer).

Hosenknöpfe

Noch kann der potentielle Käufer allerdings vermuten, dass die Kohte in ihrer grundsätzlichen Funktion ihrem Vorbild entspricht, wenn da nicht die Hosenknöpfe wären, die statt der Doppelknöpfe aus Aluminium angebracht sind. Hier steht nun wirklich nur die Dekoration im Vordergrund und nicht der Nutzen. Die Knöpfe sind aus leichtem Plastik, Knopflöcher für das passende Gegenstück gibt es schlicht nicht.

Nun könnte man sich denken, es reicht ja, wenn die nächste Plane Knopflöcher hat, aber die müsste dann aussen angebracht werden, womit die Wasserströme des Daches fleissig nach innen geleitet werden, weil die Planen somit falsch übereinander liegen.

Knöpfe nur für die Optik

Und so sieht der Vergleich dann auf der Innenseite aus. Ausser weißen Fäden nichts mehr. Sehr schön zu erkennen sind hier auch die symetrischen Unstimmigkeiten bei den Ösen. Deutlich wird dies natürlich auch bei den Knöpfen, aber da die keine Funktion haben ist das auch nicht so wichtig.

Große Unterschiede

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die billige Kohte aus Fernost vielleicht nicht die günstigste Wahl ist. In der Form kommt die Kopie dem Orginal vielleicht nahe, aber in der Verarbeitung zeigen sich dann sehr gravierende Unterschiede. Sehr schön sehen wir dies an der Verarbeitung der unteren Ecken. Viele Nähte und Verstärkungen machen eine Kohte erst zu einem fahrtentauglichen Zelt. Langlebige Elemente kosten Geld, sichern aber auf Dauer die Funktion der Kohte. Diese jedoch vermissen wir an der Kohte des Powersellers.

Wie sich die Kohte aufstellen lässt werden wir noch testen, ebenso die Wassersäule des Stoffes. Jedoch würden wir heute schon vom Kauf eines solchen Plagiats abraten, da selbst ein Preis unter 100 Euro noch deutlich überteuert ist, im Vergleich zur Qualität, die man dafür erhält.

Pfadfinderzeitschrift warnt vor Billig-Kohten bei Ebay

Auch die unabhängige Pfadfinderzeitschrift Scouting warnt in ihrer neuen Ausgabe 02-2008 auf Seite 72 vor den Kohten, die derzeit bei Ebay gehandelt werden. Unsere aktuellen Infos und Tests findest du hier .